Liebes Erzählforum, unser Sohn ist 8 Jahre alt, besucht die 3. Klasse und wird gemobbt. Bereits in der zweiten Klasse passierten Dinge, die mich als ehemals gemobbte Schülerin hellhörig machten. Ich fing an diese Vorfälle in ein kleines Notizbuch zu pr
Liebes Erzählforum,
unser Sohn ist 8 Jahre alt, besucht die 3. Klasse und wird gemobbt. Bereits in der zweiten Klasse passierten Dinge, die mich als ehemals gemobbte Schülerin hellhörig machten. Ich fing an diese Vorfälle in ein kleines Notizbuch zu protokollieren. Eines Tages wurde unserem Sohn absichtlich körperliche Gewalt zugefügt. Ich ging zur Klassenlehrerin und schilderte den Fall, was sich als Fehler erwies. Die Lehrerin bagatellisierte und drehte den Spieß um und machte uns den Vorwurf, das wir ein von Natur aus todunglückliches Kind mit dem Hang zur Selbstverletzung hätten, da er an den Nägeln pult. Ich holte mir Unterstützung vom Hort und unserer Ergotherapeutin, beide nutzen die Lehrersprechstunde um den Ball zurückzuspielen. Es wurde zwar weiterhin bagatellisiert, aber wir hatten jetzt offiziell kein depressives Kind mehr. Nach dem Besuch im Landschulheim normalisierte sich die Situation, da unser Sohn viele soziale Aufgaben für die Klasse übernahm.
Mit den Herbstferien in der 3. Klasse änderte sich die Situation schlagartig. Unser Sohn sackte in der Schule stark ab. Allerdings sacken viele Kinder zum Anfang der 3. Klasse stark ab, wir machten keinen Druck auf unseren Jungen, da wir wissen, was er leisten kann. Doch er nahm sich die Noten zu sehr zu Herzen und das Selbstvertrauen sank. So war unser Sohn das optimale Opfer zum optimalen Zeitpunkt. Er wurde regelmäßig schikaniert und abgewertet. Im November führten wir das erste Elterngespräch mit der neuen Klassenlehrerin, ihr war natürlich nichts aufgefallen. Sie hat uns versprochen die Klasse intensiv zu beobachten. Im Dezember wurde unser Sohn in der Klasse zum Abschuss freigegeben. Eine Schülerin hat sogar auf dem Hortweg gefragt, ob es jemanden gäbe, der unseren Sohn für sie töten würde. Wir gehen seitdem durch die Hölle, aber wir lassen uns nicht unterkriegen, denn wir haben den Mobbern den Kampf angesagt. Aus meinem kleinen Notizbuch ist mittlerweile ein dreiseitiges Excel Sheet geworden, wir hatten schon mehrere Elterngespräche und ich stehe fast jeden zweiten Tag vor dem Klassenzimmer, unterrichte die Lehrerin und fordere Aktivitäten ein. Leider habe ich das Gefühl dass die Lehrerin ein wenig überfordert ist und sich nicht traut der Klasse eine klare Ansage zu machen. Gestern habe ich einen Brief mit klaren Forderungen an die Schulleitung geschrieben und siehe da, die beiden Täter wurden ins Rektorat zitiert. Eine Mutter rief bei uns an und entschuldigte sich vielmals, ihr ist sehr daran gelegen, den Konflikt mit uns zusammen zu lösen. Das Gespräch mit der Klasse steht noch aus und ich werde dies, wenn es heute nicht passiert, morgen und übermorgen erneut einfordern.
Was wir nicht vergessen dürfen, die Schule hat für die körperliche und psychische Unversehrtheit zu sorgen und unsere Pflicht als Eltern ist es diese einzufordern! Wenn wir hier nicht weiter kommen werden wir die nächste Eskalationsstufe einschalten. Eines sollte uns als Eltern klar sein, wegsehen und weglaufen bringt nichts. Der Konflikt muss dort gelöst werden, wo er stattfindet in der Schulklasse. Ich werde für unseren Sohn kämpfen, wie eine Löwin und ich werde ihn stärken. Ich weiß, dass noch eine harte Zeit vor uns liegt, aber wir lassen uns nicht unterkriegen, auch wenn es Tage gibt an welchen wir manchmal ein wenig verzweifeln.
LG
Eure Frau Huber